Crew
Regie, Drehbuch: Thomas Arslan.
Kamera: Reinhold Vorschneider.
Schnitt: Bettina Blickwede.
Szenenbild: Reinhild Blaschke.
Kostüme: Anette Guther.
Ton: Andreas Mücke-Niesytka.
Musik:Geir Jenssen.
Tongestaltung: Jochen Jezussek,
Christian Obermaier.
Mischung: Martin Steyer.
Produzenten: Florian Koerner von
Gustorf, Michael Weber.
Redaktion: Inge Classen (ZDF/3sat). |
Darsteller:
Mišel Matičević (Trojan), Karoline
Eichhorn (Dora Hillmann),
Uwe Bohm (René Mayer), Rainer Bock
(Nico), David Scheller (Martin Krüger),
Peter Kurth (Richard Bauer).
Deutschland 2010 - 35mm - 85 Minuten
Produktion: Schramm Film Koerner &
Weber, Berlin.
Koproduktion: ZDF/3sat.
Trailer zu: Im Schatten
(2010)
|
Interview mit Thomas Arslan von
Gabriela Seidel vom 23.1.2010
Was hat Dich daran gereizt, einen Thriller zu
drehen?
„Im
Schatten“ ist für mich zunächst einmal in einem
ganz einfachen, direkten Sinne ein Kriminalfilm.
Innenansichten von kriminellen Existenzen,
Geschichten in denen die Vorbereitung und
Durchführung eines Raubes eine zentrale Rolle
spielen, gefallen mir
besonders. Wo man Personen bei der Arbeit
begleitet, einer Arbeit die gleichzeitig stark
aufgeladen ist. Diesen Vorlieben wollte ich mit
„Im Schatten“ eine Referenz erweisen. Außerdem
hat mir die Geschichte, in der die Personen
ständig unterwegs sind, ermöglicht viel von der
Stadt Berlin zu zeigen. Es hat mich interessiert
die abstrakten Genre-Muster mit konkreten, eher
dokumentarischen Ansichten des gegenwärtigen
Berlin kurzzuschließen.
Ist
im
Im Schatten
für
Dich ein Genrefilm?
Ja,
eindeutig. Und ich habe mich bemüht, dass Genre
als solches ernst zu nehmen. Es zu „dekonstruieren“
oder zu „transzendieren“, so was hätte mich
nicht interessiert. Ich habe versucht so
klassisch wie möglich zu sein. An die Haltung,
dass nur Jenseits des Genres das Echte und Wahre
liegt, glaube ich nicht. Wie Rohmer vor sehr
vielen Jahren schon richtig gesagt hat, sind die
Originalgeschichten bereits alle erzählt. In
diesem Sinne befinden sich Filme im und abseits
vom Genre grundsätzlich immer erstmal auf der
gleichen Ebene. Sie arbeiten, ob sie wollen oder
nicht, unter ähnlichen Voraussetzungen. Sie
stellen Variationen bekannter Muster her. Unter
diesem Gesichtspunkt ist der Aspekt, ob man
einen Genrefilm macht oder nicht, gar nicht so
grundlegend. Der Protagonist des Films, Trojan,
ist ein Gejagter. Er ist ein Krimineller, doch
er wird von der Skrupellosigkeit und kriminellen
Energie des Polizisten weit übertroffen. Die
Verstrickung aller Figuren macht Trojan zu einem
fast positiven Helden.
Welche Absicht steckt dahinter?
Trojan ist ein professioneller Krimineller, der
wenn es sein muss, auch von der Waffe gebrauch
macht. Er lebt nach gewissen Regeln, bewegt sich
jedoch mit dem was er tut, abseits der
bürgerlichen Moral. Trojan hat innerhalb der
Geschichte, die „Im Schatten“ erzählt, keinen
biographischen Hintergrund, keinen Vornamen,
keine glamourösen oder sonstigen Allüren. Er ist
jemand der sehr kontrolliert agiert und
ausschließlich in der Tat aufgeht. Mir gefallen
Figuren, denen die Sympathien nicht sofort
zufliegen, denen man aber nach und nach trotzdem
näher kommen kann. Und im Kontrast zum Großteil
der ihn umgebenden Figuren bekommt seine
zunächst spröde Beharrlichkeit im Verlauf der
Geschichte etwas Menschliches.
Die
Schritte und Aktionen der Figur Trojan sind
punktgenau: der Griff in die Schublade bei dem
ehemaligen Partner, der ihm noch Geld schuldet,
das Hochreißen des Arms des Fahrers, das klar
stellt, dass er ein Junkie ist. Die Vorbereitung
des Coups gleicht einer Choreografie der sich
durch die Stadt bewegenden Autos. Schließlich
wechseln die Geldkoffer ihre Besitzer, die
Scheine die Taschen. Die Abläufe werden präzise
und mit ruhiger Hand geradezu seziert.
Hat dich die Präzision der Bewegungen am meisten
interessiert?
Die
Präzision gehört zum Selbstverständnis der Figur
des Trojan als Profi. Und sie ist seine
Lebensversicherung. Er bewegt sich schließlich
in einem Umfeld, wo jeder Fehler fatale Folgen
haben kann. Das ist ihm bewusst und entsprechend
handelt er. Diese Präzision in seiner Arbeit und
seiner Lebensweise wollte ich auch in der
Inszenierung darstellen. Insofern war die Arbeit
an genauen Bewegungsabläufen besonders wichtig.
Daran haben wir mitunter sehr lange gefeilt.
Wogegen die Psychologie der Figuren kaum eine
Rolle spielt. Warum diese Präferenz?
Ein
zuviel an Psychologie liefert zu viele
Erklärungen. Es beschneidet das
Vorstellungsvermögen.
Der visuelle Stil deiner Filme ist unverkennbar.
Er verbindet in gewisser Weise alle deine
Filme, auch der Dokumentarfilm „Aus der Ferne“
bildet da keine Ausnahme. Wie präzise planst
du deine Bildeinstellungen im Voraus?
Bei
meinen vorausgegangenen Filmen habe ich die
Einstellungen meistens erst unmittelbar beim
Drehen festgelegt. Bei „Im Schatten“ war es
nicht möglich so zu arbeiten. Wir hatten in
diesem Fall viele Drehorte und einen sehr
knappen Drehplan. Um vor Ort nicht zuviel Zeit
zu verlieren, mussten wir uns möglichst genau
vorbereiten. Die Einstellungen der einzelnen
Sequenzen haben Reinhold Vorschneider und ich im
Vorfeld der Dreharbeiten festgelegt. Dennoch gab
es beim Drehen noch einige Änderungen. Ich
versuche nicht meinen Filmen einen bestimmten
Stil überzustülpen. Die Form entsteht aus der
Beschäftigung mit dem konkreten Gegenstand und
ich versuche hierbei auch immer etwas
auszuprobieren, was ich vorher nicht gemacht
habe. In „Ferien“ z.B. ging es um Menschen, die
sich in eine Sackgasse manövriert haben und in
einem Zustand der Lähmung verharren. „Im
Schatten“ erzählt die Geschichte einer Person,
die sehr zielgerichtet und immer in Bewegung
ist. Daher ist „Im Schatten“ auch formal
durchaus anders. Der Rhythmus ist fließender und
vorwärts treibender.
Du hast bei fast allen Deinen Filmen mit dem
Kameramann Michael Wiesweg zusammengearbeitet.
Diesmal hat Reinhold Vorschneider die Kamera
gemacht. Warum?
Es
hat sich so ergeben. Ich kenne Reinhold schon
lange und diesmal ergab sich die Gelegenheit
auch mal zusammen zuarbeiten. Mit der
gemeinsamen Arbeit und dem Ergebnis bin ich sehr
zufrieden.
Karoline Eichhorn und Uwe Bohm haben auch schon
in
Ferien
mitgespielt. Gibt es am Set einen Vorteil, wenn
sich Schauspieler und Regisseur schon kennen und
wiederholt miteinander arbeiten? Vergleichbar
etwa mit einer Ensemblearbeit am Theater?
Es
ist schon ein Vorteil. Man muss nicht immer von
Null beginnen. Auf der anderen Seite kann es
auch interessant sein mit Schauspielern zu
arbeiten, die man noch nicht kennt. Wie mit
Mišel Matičević. Er hat sich als ein Glücksfall
für den Film herausgestellt. Er ist jemand, der
sehr präzise ist und intuitiv immer das Richtige
tut.