Klassischer Western


TRUE GRIT  (USA 2010)

Regie: Joel & Ethan Coen

mit Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Josh Brolin, Barry Pepper, Matt Damon, Bruce Green u.a.m.

Spieldauer: 110 Minuten

Kinostart: 24. Februar 2011

Text und Foto: Paramount  

                          Zum Trailer:  www.truegritmovie.com 

Nach dem preisgekrönten „No Country for Old Men“ erweisen Joel & Ethan Coen mit TRUE GRIT erneut dem Western-Genre Reverenz. Packend, kraftvoll und visuell überwältigend interpretieren sie den Klassiker „Der Marshall“ neu. Mit Jeff Bridges („Crazy Heart“) in der legendären John Wayne-Rolle als verschrobener Haudegen Rooster Cogburn, einer starken Debüt-Performance von Hailee Steinfeld als toughe Farmerstochter sowie Matt Damon („Green Zone“) als selbstgefälliger Texas Ranger und Josh Brolin („Wall Street: Geld schläft nicht“) als feiger Mörder, gelang Joel & Ethan Coen ein wahrer Besetzungscoup. Kameramann Roger Deakins, ausgezeichnet u.a. für „No Country for Old Men“ und „O Brother Where Art Thou“, fand für TRUE GRIT raue, eindringliche Cinemascope-Bilder.

 

Darsteller

Jeff Bridges   (Rooster Cogburn)

Matt Damon   (LaBoeuf)

Josh Brolin   (Tom Chaney)

Barry Pepper   (Lucky Ned Pepper)

Hailee Steinfeld   (Mattie Ross)

Bruce Green   (Harold Parmalee)

 

 

Stab

Joel Coen   (Regie, Drehbuch, Produktion)

Ethan Coen   (Regie, Drehbuch, Produktion)

Scott Rudin   (Produktion)

Roger Deakins   (Kamera)

Jess Gonchor   (Szenenbild)

Mary Zophres   (Kostüme)

Carter Burwell   (Musik)

Mike Watson   (Stuntkoordinator)

Charles Portis   (Romanvorlage)

Fort Smith, Arkansas. Im Jahr 1872 endet hier die Eisenbahnstrecke – und auch die zivilisierte Welt. Jenseits des Flusses beginnt das Indianergebiet, und dorthin ist Tom Chaney (Josh Brolin) geflohen, nachdem er seinen Boss, einen Farmer, im Streit erschossen hat. Der Zug bringt die 14-jährige Mattie Ross, die Tochter des Farmers, in die Stadt. Sie will Tom Chaney finden und vor Gericht stellen. Um das Weitere würde sich dann schon Richter Parker kümmern, der nicht gerade für seine Barmherzigkeit bekannt ist und auch an diesem Morgen drei Männer am Galgen baumeln lässt ...

 

Der Sheriff kann allerdings nichts für Mattie tun – im Indianerterritorium hat er keine rechtliche Handhabe; er rät ihr, nach Hause zurückzufahren. Aber das Mädchen lässt sich nicht so einfach abspeisen. Ihren eisernen Willen – und ihren knallharten Geschäftssinn – haben schon der Bestatter, der plötzlich mehr Geld verlangt, der Pferdehändler Colonel Stonehill, bei dem ihr Vater vor seinem Tod vier Ponys gekauft hatte, und die Pensionswirtin, die sie im selben Bett wie die schnarchende Grandma Turner einquartiert, kennen gelernt; und auch Rooster Cogburn bekmmt es mit dem energischen Willen Mattie zu tun.

 

Produktionsnotizen

Die Leser der amerikanischen Wochenzeitschrift „Saturday Evening Post“ hatten 1968 als erste das Vergnügen, eine Geschichte kennenzulernen, der man sofort ansah, dass man sie einst zu den großen Klassikern der amerikanischen Literatur zählen würde. Die Geschichte, die als Fortsetzungsroman erschien und die Leser von der ersten Folge an so sehr fesselte, war Charles Portis’ „True Grit“. Die Story (in Deutschland ursprünglich unter dem Titel „Die mutige Mattie“ erschienen) erzählt von einem außerordentlich tapferen jungen Mädchen, das den Tod seines Vaters rächen will und dem dabei ein abgetakelter Provinz-Marshal und ein aufrechter Texas Ranger zur Seite stehen; gemeinsam reisen die drei ins Indianergebiet, um den Mörder aufzuspüren.

 

„True Grit“ entwickelte sich über die Jahrzehnte zum Bestseller, auch dank einer treuen Leserschaft, die das Wissen um den Wert des Buches stets von Neuem weitergab. Der Roman wurde zur Schullektüre; und er wurde bereits 1969 – mit John Wayne in der Rolle des Marshals – verfilmt. Auch der Titel „True Grit“ wurde im Englischen zu einem feststehenden Begriff: „true grit“ – diese beiden Wörter stehen für eine Mischung aus Eigensinn, unbedingtem Durchhaltewillen und einem gewissen Maß an Selbstüberschätzung, die Menschen einen Weg aus noch so widrigen Umständen weist. Man könnte auch sagen, „True Grit“ umschreibt den Kern des amerikanischen Pioniergeistes. Aber in Portis’ Geschichte geht es um mehr als nur um Mut. Die Erzählerin ist, viele Jahre nach den Ereignissen, eine gealterte Mattie Ross, eine alte Jungfer, die nicht den geringsten Sinn für Sentimentalitäten hat. In dieser Figur findet sich auch etwas von der Ruhelosigkeit des amerikanischen Nationalcharakters, in dem der unauflösbare Widerspruch zwischen der Sehnsucht nach Abenteuern und dem Wunsch nach einem Zuhause angelegt ist.

 

Die Personen Mattie, Rooster Cogburn und LaBoeuf tragen nicht nur untereinander – und mit den Schurken, die sie verfolgen – Konflikte aus, sondern auch in ihren Herzen, da sie nun einmal zwischen ungezähmter Wildheit und Rechtschaffenheit hin- und herschwanken. Vor allem aber ist es Matties einzigartige Erzählstimme, die den Roman ausmacht, wie es etwa der Bestsellerautor George Pelecanos 1996 in einem Interview mit dem US-Radiosender NPR erläuterte: „Matties Stimme, ironisch und selbstsicher zugleich, ist eine der ganz großen Schöpfungen der modernen Literatur. Ich würde sie, ganz ohne Übertreibung, mit der von Huckleberry Finn auf eine Stufe stellen. Besonders wichtig ist, dass sie ganz unterschiedliche Leser anspricht, ob alt oder jung, ob gebildet oder ungebildet, ob reich oder arm. Sie ist ein Kunstwerk, das diese Unterschiede aufhebt.“

 

Portis schrieb insgesamt fünf Romane; „True Grit“ war nach seinem Debüt „Norwood“ sein zweiter. Portis’ typische Verbindung von volksnahem Humor mit großen moralischen Fragen fand immer wieder begeisterte Leser. „Wir haben alle Bücher von Charles Portis gelesen“, erzählt Ethan Coen über die Entscheidung, „True Grit“ zu verfilmen, „aber dieser Roman schien uns besonders gut geeignet, einen Film daraus zu machen.“ Was die beiden Brüder besonders anzog und ihrem Sinn für das, was außerhalb der Norm liegt, entsprach, war Portis’ mutige Entscheidung, in den Mittelpunkt einer Geschichte voller Brutalität, bitterer Ironie und grausamer Wahrheiten ein einfaches Mädchen zu stellen, das sich nicht unterkriegen lässt.

 

Der Roman ist ein Western, und dieses Genre gehen die Coen-Brüder zum ersten Mal direkt an. Auch wenn manche NO COUNTRY FOR OLD MEN als Western sahen, ist jener Film für die Coens doch in erster Linie ein moderner Thriller. Der Tonfall der Filme unterscheidet sich, wie Joel erklärt: „NO COUNTRY FOR OLD MEN spielte in Texas, aber es war ein Film über das Hier und Heute. Niemand hat darin ein Pferd geritten, außer Leuten, die das auch jetzt noch tun, um durch die Wildnis zu kommen. Aber das hat es aus unserer Sicht noch lange nicht zum Western gemacht.“

 

Titelseite

vom 19. Februar 2011