4 Millionen Besucher in der Fondation Beyeler seit der Eröffnung 1997


Bis zum 16. Januar  06. Februar 2011 präsentiert Fondation Beyeler die Ausstellung
»Wien 1900 - Klimt, Schiele und ihre Zeit«

  • Großer Besuchererfolg

  • Liebesgeschichten und Dramen der Wiener Moderne

  • Die Wiener Werkstätte in Zürich

  • Einzigartige Klimt–Trilogie in der Fondation Beyeler

Die Ausstellung »Wien 1900 – Klimt, Schiele und ihre Zeit« in der Fondation Beyeler in Riehen/ Basel wurde bereits von über 100‘000 Besuchern - mit teilweise bis zu 5‘000 Besuchern am Wochenende - seit deren Eröffnung am 26. September 2010 gesehen. Rund die Hälfte der Besucher reiste aus dem Ausland an. 42 Prozent der Besucher stammen aus der Region (Kanton Basel-Stadt, Kanton Basellandschaft, Baden-Württemberg und Elsaß) und 58 Prozent kamen von weiter her (Deutschland, Frankreich, Europa und Übersee). Es wurden in den neun Wochen Laufzeit 463 private und öffentliche Führungen (inkl. Schulklassenführungen und -workshops) durchgeführt.

Text und Foto: Fondation Beyeler  

Im Zentrum der großen Themenausstellung zur Wiener Moderne stehen die berühmten ornamentalen Porträts und Landschaften von Gustav Klimt, die ausdrucksstarken Körperdarstellungen von Egon Schiele sowie die legendären erotischen Zeichnungen beider Künstler.

 

Zudem präsentiert die Fondation Beyeler Werke von Oskar Kokoschka, Richard Gerstl und Arnold Schönberg. Als roter Faden zieht sich die Idee des Gesamtkunstwerks durch die Ausstellung, die für die Künstler, Kunsthandwerker und Architekten der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte ein Leitmotiv war: Davon legen die Modelle und Zeichnungen wichtiger Architekturbauten und die Möbel der bedeutendsten Architekten dieser Zeit – darunter Otto Wagner, Joseph Maria Olbrich, Josef Hoffmann, Adolf Loos – ebenso beredtes Zeugnis ab wie die Objekte der angewandten Kunst, allen voran diejenigen von Koloman Moser. Es werden rund 200 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen gezeigt, dazu Architekturmodelle, Möbel, Textilentwürfe, Glas- und Silberobjekte, Künstlerplakate und Fotografien.

 

Im Souterrain des Museums empfängt die Besucher ein Wiener Kaffeehaus, ein zusätzlicher Art Shop präsentiert ein speziell zusammengestelltes Sortiment an Wien-Produkten. Der Audio Guide und ein Lesertisch mit spezieller Literatur und Katalogen bieten weiterführende Informationen sowie eine Wien-Musik-CD erlesenen Musikgenuß.

 

Liebesgeschichten und Dramen der Wiener Moderne

 

Richard Gerstl, Gruppenbildnis mit Schönberg, 1907, Öl auf Leinwand, 169 x 110 cm, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm, Foto: Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm

Wien um 1900 war eine der Geburtsstätten der Moderne. Sie unterschied sich jedoch wesentlich von der Avantgarde in Paris, Berlin, Antwerpen, St. Petersburg und jenseits des Atlantiks durch ihre Vernetzung: Literaten und Maler, Kunsthandwerker und Architekten, Journalisten und Philosophen nahmen sich gegenseitig wahr, manchmal mit Begeisterung, manchmal mit beißendem Spott.

 

Die Kaffehauskultur, Komponisten und Kabarettisten, Freuds Psychoanalyse, die Experimentierfreude in der Wiener Werkstätte, aber auch die Skandale um die Wiener Secession zählen zu den Phänomenen dieser Zeit. Die Vernetzung der in der Ausstellung »Wien 1900 - Klimt, Schiele und ihre Zeit« präsentierten Künstler  war groß und manch eine Tragödie oder Liebesgeschichte verbirgt sich hinter der in der Fondation Beyeler gezeigten Werke. So etwa hinter dem "Gruppenbildnis mit Schönberg" aus dem Jahr 1907 von Richard Gerstl. Es ist mit Sicherheit Gerstls wichtigstes Bild und bringt die Essenz des Malers auf den Punkt: Das Werk betreibt eine Camouflage, richtet sich gegen die Bewegung der Wiener Secession und zerstört den traditionellen Begriff vom Porträt. Gerstls persönliches Dilemma in der Beziehung zu Schönberg kann erahnt werden: Mathilde Schönberg war zur Zeit der Entstehung des Bildes bereits seine Geliebte. Vielleicht wollte Gerstl seine Protagonisten im Bild unkenntlich machen, um vor sich und Schönberg die Wahrheit über seine Affäre zu verschleiern. Die Liebesaffäre kostete Gerstl 1908 das Leben, als ihn ihr Ende in den Suizid trieb. Gerstl unterrichtete Schönberg in der Malerei, doch nach Bekanntwerden der Liebesbeziehung zu Mathilde endete die Freundschaft abrupt.

 

Auch die Geschichte hinter dem Bildnis Ria Munk auf dem Totenbett von Gustav Klimt aus dem Jahre 1911 endet mit einem tragischen Tod. Das Werk zeigt die verstorbene Ria Maria Munk, die mit nur vierundzwanzig Jahren, wegen ihrer unglücklichen Liebe zum Schriftsteller Hans Heinz Ewers ihrem Leben ein Ende setzte. In der Ausstellung »Wien 1900 - Klimt, Schiele und ihre Zeit« sind drei Werke von Gustav Klimt vertreten, welche die junge Ria Maria Munk auf ganz unterschiedliche Weise zeigen.

 

Die Wiener Werkstätte in Zürich

 

Installationsansicht der Kabarett Fledermaus Installation in der Ausstellung  «Wien 1900 – Klimt, Schiele und ihre Zeit», in der Fondation Beyeler Riehen/Basel, Rock von Oskar Kokoschka, Rock für Lilith Lang, 1907/08, Universität für angewandte Kunst, Wien, Kostüm- und Modesammlung, Stuhl von Josef Hoffmann, Stuhl für das Kabarett Fledermaus, 1907, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm. Foto: Serge Hasenböhler, Basel ©2010, ProLitteris, Zürich

Die Wiener Werkstätte, eine Produktionsgemeinschaft bildender Künstler und Handwerker, wurde 1903 von dem Industriellen Fritz Waerndorfer sowie von Koloman Moser Kraft und Josef Hoffmann gegründet. Vorbild war das britische Arts and Crafts Movement. Ziel der Werkstätte, die mit der Wiener Secession und der Wiener Kunstgewerbeschule zusammenarbeitete, war die Erneuerung des Kunstbegriffs im Bereich des Kunstgewerbes.

 

Der  Erfolg der kunstgewerblichen Artikel war so groß, daß mehrere Filialen in Wien und dem Ausland eröffnet wurden. Darunter auch 1916/17 die Wiener Werkstätte AG in Zürich, deren künstlerischer Direktor Dagobert Peche war. Gemeinsam mit Josef Hoffmann entwarf er das Geschäft an der Bahnhofstraße. Neben der Zürcher Filiale entstanden auch noch weitere Verkaufslokale in Karlsbad (1909), Marienbad (1916), Berlin (1916/1929) und New York (1922).

 

Die Experimentierfreude und der hohe Qualitätsanspruch der Wiener Werkstätte wirkten stilprägend sowohl auf die Baukunst als auch auf die Gegenstände des täglichen Lebens. Es wurden Schränke, Kommoden, Schreibtische, Beleuchtungskörper, Stühle und Tische geschaffen sowie oft ganze Interieurs, daneben aber auch Mode, Schmuck, Glas, Silbergegenstände und Buchkunst. Ein konsequentes Beispiel für ein Gesamtkunstwerk stellt das von Josef Hoffmann konzipierte und in der Ausstellung der Fondation Beyeler umfänglich dokumentierte Kabarett Fledermaus (1907) dar, das er von der Raumgestaltung über das Programmheft bis hin zu Möbeln und Geschirr selbst entwarf. Stühle, Schränke, Silber- und Glasobjekte wie auch Architekturmodelle zeugen in der Ausstellung von der breiten Schaffenskraft der Wiener Werkstätte.

 

Über 70 Objekte der Wiener Werkstätte sind in Basel ausgestellt, das geht von Koloman Moser, Dagobert Peche bis hin zu Josef Hoffmann, um nur einige der Künstler zu nennen.

 

Einzigartige Klimt–Trilogie in der Fondation Beyeler

 

Die Bildnisse der Ria (Maria) Munk von Gustav Klimt werden im Rahmen der Ausstellung »Wien 1900 – Klimt, Schiele und ihre Zeit« in der Fondation Beyeler gemeinsam präsentiert

 

Gustav Klimt, Ria Munk auf dem Totenbett, 1911, Öl auf Leinwand, 50 x 50,5, Privatsammlung, Courtesy Richard Nagy Ltd, London.

Schon der Beginn um die Entstehungsgeschichte der Gemäldetrilogie ist ungewöhnlich. Ria (Maria) Munks Eltern beauftragten den Künstler Gustav Klimt, anhand einer Fotografie, ein Totenbild ihrer 24- jährigen Tochter zu malen. Sie hatte sich wegen ihrer unglücklichen Liebe zum Schriftsteller Hans Heinz Ewers das Leben genommen.

Ein Jahr nach Klimts Gemälde Ria Munk auf dem Totenbett von 1911, erhielt er den Auftrag ein Ganzfigurenbild der Toten zu malen. Das hierfür entstandene Werk konnte die Eltern aber nicht zufriedenstellen, worauf er das Bild im Atelier behielt und später zur Tänzerin (1916/18) umarbeitete.

 

Gustav Klimt, Frauenbildnis (Ria Munk III, 1917/18 (unvollendet), Öl und Kreide auf Leinwand, 181 x 90cm, Lewis Collection.

 

Gustav Klimt, die Tänzerin, um 1916-18, Öl auf Leinwand, 180 x 90cm, Privatsammlung, Courtesy, Neue Galerie, New York.

 

 

 

Auch das dritte Gemälde, das 1917 begonnene Frauenbildnis (Ria Munk III 1917/18), wurde von Ria Munks Mutter in Auftrag gegeben. Es blieb jedoch unvollendet, da Gustav Klimt 1918 starb. Das Gebilde im rechten oberen Drittel des Gemäldes wurde als eine Alraunenwurzel gedeutet, der magische und aphrodisierende Wirkung zugesprochen wird (vgl. Marian Bisanz-Prakken, 2009). Die Wahl dieses Bildmotivs ist gewiß kein Zufall, denn kurz vor Ria Munks Suizid erschien der Roman Alraune von Hanns Heinz Ewers, der wegen seines voyeuristischen –reißerischen Inhalts für einen Skandal sorgte.

Die gezeigte Trilogie spannt einen Bogen, vom Tod des Modells zum Tod des Künstlers und dem damit verbundenen unvollendeten Werk.

 

 

 

 

 

 

Titelseite

vom 14. Dezember 2010