Gelesen
wurde das Buch auf dem Rücksitz und auf der Fahrt nach Berlin im
November und zwar in einem Zug durchgelesen. Es handelt
sich zwar um eine zweisprachige Ausgabe, die Aufmerksamkeit
lag aber vorwiegend auf dem deutschsprachigen Teil. Die Ausgabe
verfügt über 160 Seiten, aufgrund der Zweisprachigkeit können
diese durch zwei geteilt werden. Ergebnis ist ein schmaler
Band, der sich besonders für unterwegs zum Lesen eignet.
Auffällig sind die großen Lettern, die über insgesamt sechzehn
Kolumnen prangen. Es entsteht der Eindruck, als stünden die
Beiträge in einem inneren Zusammenhang, denn es
gibt Überleitungen, wie das sonst im Roman von einem Kapitel zum
anderen üblich ist. Somit handelt es sich um eine
Serie. Ganz hinten im Buch ist ein Verzeichnis aufgeführt mit
Nachweis, wann die Beiträge in der Frankfurter Rundschau
erschienen sind. Das war vorwiegend in den 1990er Jahren. Einige
davon blieben aber unveröffentlicht.
Zuerst war die Ausgabe in Brasilien im Editora Nova Fronteira
S.A. in Rio de Janeiro auf portugiesisch publiziert worden. Um
dann, ein Jahr später im Jahre 1994 in deutscher Übersetzung
beim Suhrkamp Verlag als Taschenbuch veröffentlicht zu werden.
Für die zweisprachige Ausgabe aus dem Jahre 2010 ist der TFM -
Teo Ferrer de Mesquita Verlag in Frankfurt am Main
verantwortlich. An den Verlag ist eine portugiesischsprachige
Versandbuchhandlung angeknüpft, die weite Bereiche in
Deutschland mit Büchern versorgt. Soviel wäre zu Aufbau und
Verlag zu erwähnen. Der Verleger bringt seine Gedanken gleich zu
Anfang in einer "Nota do Editor" zum Ausdruck. Inhaltlich
entfaltet sich im Buch eine
eigene Erzählwelt. Besondere Eigenschaft der Kolumnen ist
deren Zeitlosigkeit, wie sich erst im Laufe der Jahre
herausgestellt hat, sonst wären die Kolumnen nicht noch einmal
veröffentlicht worden. Dabei
kommt es nicht ausschließlich darauf an, was und in welchen
Einzelheiten, sondern wie erzählt wird:
Der
Autor kommt am Anfang auf dem Frankfurter Flughafen an, seiner ersten Station
in Deutschland nach der Ankunft "Chegada" und berichtet mit
welchen Dingen, absichtlich oder unabsichtlich, er auf seinem
Weg konfrontiert wird. Er sieht seine Aufgabe darin, aus der
überhöhten Sicht eines Neuankömmling zu erzählen, wobei nicht
irgend jemand gemeint ist, sondern erzählt wird aus der Sicht
eines Brasilianers. Hierbei entstehen merkwürdige Verfremdungen,
die einerseits Lächeln anregen, aber auch verschiedene Ebenen
der Erzählperspektive beinhalten. Diese wirken wie ineinander gelegt,
die sich gegenseitig aufheben und wieder verbinden. Eine Kolumne
nennt sich: "Batalhas Culturais":
Die
Bedingungen in Deutschland, soviel ist klar, sind völlig andere
als in Brasilien nicht nur klimatisch gesehen: "O invemo, este
deconhecido". Es geht aber vordergründig nicht um Kritik an der Gesellschaft, sondern
darum eine Art Lageplan zu entwerfen für jemanden, der aus einem
großen Land nach Deutschland kommt, das sich mit seiner
entwickelten Infrastruktur und den Möglichkeiten der Interaktion
viel größer gibt, als dies flächenmäßig zu vermuten wäre. Reise
und Wohnort Ribeiros führen ihn aufgrund eines ihm zuerkannten
DAAD Stipendiums nach Berlin, wo er schnell Fuß zu fassen
beginnt. Was dann ab der zweiten Kolumne mit: "O Tartamudo
do Kurfürstendamm" seinen erzählerischen Verlauf nimmt.
Mehr über den Autor:
João
Ubaldo Ribeiro
Mehr über die Übersetzerin:
Ray-Güde
Mertin
Ein Brasilianer in Berlin - Um Brasileiro em
Berlim
von João Ubaldo Ribeiro
TFM - Teo Ferrer de Mesquita Verlag
1. Auflage, Frankfurt am Main 2010
Übertragen aus dem brasilianischen Portugiesisch von Ray-Güde
Mertin
Zweisprachige Ausgabe, Portugiesisch - Deutsch
164 Seiten, broschiert
Größe: 20,8 x 14,6 x 1,4 cm
Gewicht: 210g
ISBN: 978-3939455042