Holger
Strohm, ein Pionier der Öko-Bewegung, der weit mehr bewegt hat
als die allermeisten Politiker, weil er ein echter Aufklärer
ist. Wie nur sehr wenige hat er die Energiepolitik und die
Erziehungswissenschaften durchdacht, den Autismus des Falschen
durchbrochen und neue Wege aufgezeigt. Er hat viele Impulse
gegeben, aber er ist dafür auch bekämpft worden.1973 wurde
sein Erstlingswerk "Friedlich in die Katastrophe – eine
Dokumentation über Kernkraftwerke" zur Bibel der
Atomkraftbewegung. Sein Plädoyer für das Recht auf Leben und
Gesundheit für uns und unsere Nachkommen machte den Autor in der
Sicht der Atomkonzerne zum "Staatsfeind". Andere Bestseller
folgten – "Die stille Katastrophe", "Natur kaputt" oder
"Unmensch Mensch". Ebenso bemerkenswert wie seine ökologischen
Arbeiten sind seine Veröffentlichungen zur Bildungspolitik.
Strohm war Freund und Berater des schwedischen Regierungschefs
Olof Palme und gab dem skandinavischen Schulsystem wichtige
Impulse. Aber in unserem Land ist es schwer, seine Erkenntnisse
über Gewalt in Schulen bekannt zu machen.
Es lohnt sich, die Texte von Strohm zu lesen, so auch sein
neues Buch "Das Wunder des Seins und seine Zerstörung", das 2010
im Münchner Sokrates-Verlag erschienen ist. Dieses Plädoyer für
kritisches Denken hat drei Teile: Woher kommen wir? Was sind
wir? Wohin gehen wir? Es ist der Versuch, der heutigen Debatte
ihren brückenlosen Abgrund zu nehmen.
Strohm zeigt letztlich auf, dass hinter dem Nein zur
Atomkraft oder zur Genmanipulation keine billige
Technikfeindlichkeit und auch keine pure Angst steht, sondern
zuerst sind es wohldurchdachte Überlegungen, die tief aus einer
Reflexion der Zivilisationsgeschichte kommen und Verantwortung
für die Zukunft zeigen. Strohm hat ein kompaktes Wissen, das
Zusammenhänge klar macht, die auf den ersten Blick nicht zu
sehen sind.
Er zeigt aus der Erdgeschichte heraus auf, warum ein neues
Denken notwendig ist und – nicht nur, aber in besonderer Weise –
der Umbau der Energieversorgung eine Schlüsselfrage für
Demokratie, Frieden und Wohlfahrt ist, aber ein neues Denken
verlangt, das die Wirtschaft wieder einordnet in die Prozesse
der Natur.
Der erste Teil – Woher kommen wir? – beschreibt die Wunder
der Erde, die wir nur bewahren können, wenn der ökologische
Imperativ beachtet wird. Strohm entlarvt das Vorurteil, dass die
Gegner des ökologischen Imperativs Verweigerer und Nein-Sager
sind. Nein, sie sind Bewahrer und Schützer.
Der zweite Teil – Was sind wir? – versucht aufzuzeigen, wo
wir heute stehen. Und im dritten – Wohin gehen wir? – beschreibt
Strohm die Zuspitzung, die auch Siegfried Lenz bei der
Verleihung des Friedenspreises befürchtet hat: "Das Ende des
Lebens auf unserem Planeten ist vorstellbar geworden. Die
Schöpfung stirbt langsam." Und setzt dem ein sinnvolleres und
besseres Leben entgegen.